Katrin Göring-Eckardt -
Die Stimmungskanone im grünen Haubitzenlager
Wenn die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Deutschen
Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, eine Rede hält oder ein Interview
gibt, sagt sie immer etwas Originelles, das es verdient, festgehalten zu
werden, damit nachfolgende Generationen sich ein Bild über den Grad der
Verwirrung machen können, der in diesen Tagen den politischen Diskurs
bestimmt.
Erst vor ein paar Wochen erklärte sie vor der Synode in Bremen, durch
die Flüchtlinge werde Deutschland „religiöser, bunter, vielfältiger und
jünger“; die Unternehmen bekämen nicht nur die „benötigten Fachkräfte“,
es sei zudem „eine schöne Ironie der Geschichte“, dass Flüchtlinge
künftig die Renten von Wählern der „Alternative für Deutschland“
bezahlen würden. „Wir kriegen jetzt plötzlich Menschen geschenkt.“ Es
gebe keinen Grund, Angst zu haben.
Man muss der grünen Politikerin als mildernden Umstand zugute halten,
dass sie diese Aussagen vor der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof
machte, wo die jungen „Fachkräfte“ eine große bunte Party feierten.
Anfang April gab sie der „Welt“ ein Interview, in dem sie allerdings
bewies, dass sie seitdem nichts dazu gelernt hat. Sie schlug nicht nur
vor, „den Islam bei uns ein(zu)bürgern, um Radikalisierung vorzubeugen“,
sie sagte auch: „Wir müssen diese Menschen für die Demokratie und die
offene Gesellschaft und den Zusammenhalt zurückgewinnen“, womit sie
nicht etwa die marodierenden „Fachkräfte“ meinte, sondern die Wähler der
AfD.
Offenbar hatten die vorausgegangenen Wahlen in Sachsen-Anhalt und
Rheinland Pfalz, bei denen die Grünen nur ganz knapp, nämlich mit 5,2
Prozent beziehungsweise 5,3 Prozent den Einzug in die Parlamente
schafften, die grüne Fachkraft für Demokratie, offene Gesellschaft und
Zusammenhalt dermaßen geschockt, dass ihr der Sinn für das Wesentliche
abhanden kam: Wahlen werden von Wählern, nicht von Politikern
entschieden. Zu sagen, die Wähler hätten sich von der Demokratie
abgewandt, weil einem das Ergebnis nicht passt, zeugt nur von eigener
Selbstüberschätzung und Verachtung der dummen Wähler, die nicht wussten,
was sie tun.
Nun kommt es darauf an, Frau Göring-Eckardt zurückzuholen und sie
wieder in das demokratische Gehege einzubürgern. Keine einfache Aufgabe.
Aber wir schaffen auch das.
Zuerst erschienen in der Züricher Weltwoche
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