Kontroverse Meinungen evangelischer Bischöfe
Schwerin/Hannover/Oldenburg (idea) – Jesus Christus ist von den
Toten auferstanden. Dies bekennen Christen seit fast 2.000 Jahren in
jedem Gottesdienst. Die Passage findet sich in allen kirchlichen
Glaubensbekenntnissen.
Ob er leiblich auferstanden ist, darüber gehen
die Meinungen unter evangelischen Kirchenleitern auseinander. Für den
Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland
(Nordkirche), Gerhard Ulrich (Schwerin), ist es die Sache Jesu, die
weiterlebt, schrieb er in seiner „Osterbotschaft“ in der wöchentlich in
Norddeutschland erscheinenden „Evangelischen Zeitung“ EZ. Ulrich bezieht
sich damit auf das Erleben der Jünger am Ostermorgen. Sie hätten
gewusst, dass Jesus wirklich gestorben sei: „Jesus, der Gottesmann und
Meister, ist tot. Sein Leib wird vergehen wie jeder Menschenleib.“ Aber
dies sei für die Jünger kein Grund zur Traurigkeit gewesen. Ulrich:
„Aber das, was in ihm göttlich war, seine Sache, seine Haltung, seine
Leidenschaft und sein Einsatz für das wahre Leben, das ist mitnichten
tot.“ Der Bischof folgert weiter, dass Gottes neues Leben in den
Christen heute fortwirke: „Es lebt – wenn sie, die Nachfolger, es
wollen. Durch sie und mit ihnen wird es leben.“
Hannoverscher Landesbischof:
Auferstehung ist Kraft für verfolgte Christen
Eine andere Sicht äußert der Landesbischof der
Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister
(Hannover), in der katholischen Wochenzeitung „Christ in der Gegenwart“
(Freiburg). Bei der Auferstehung Jesu handele es sich um „das zentrale
Stück“ des christlichen Glaubens. Meister: „Ohne das ‚Auferstanden von
den Toten‘ gäbe es keine Kirche. Die Kreuzigung Jesu wäre vermutlich
eine historische Anekdote geblieben von einem aufrührerischen
Wanderrabbi, der sich gegen die Ansprüche der römischen Besatzungsmacht
aufgelehnt hatte.“ Dennoch sei die Auferstehung Jesu für den modernen
Menschen oft schwer zu glauben. Schon das Neue Testament berichte, dass
die Auferweckung für die Jünger nicht selbstverständlich gewesen sei.
Meister: „Alle wissenschaftlichen Präzisierungen können das Geheimnis
nicht lüften.“ Die Auferstehung sei der „größte Hoffnungsspeicher“ und
„eine ungeheure Schubkraft“ für Christen. Dies gelte insbesondere auch
für die verfolgten Christen. Meister: „Unsere Hoffnung verbindet sich
mit all jenen, die in der gleichen Zuversicht leben wie wir. Wir denken
an die verfolgten und vertriebenen Glaubensgeschwister in Syrien, die
diskriminierten Glaubensgeschwister in fast allen islamischen Ländern,
die ermordeten Glaubensgeschwister in Nigeria.“ Die Auferstehung von
Jesus sei kein „Trost“, sondern ein „Trotz“ gegen den Tod.
Oldenburger Bischof: Von der leiblichen Auferstehung reden
Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Jan
Janssen (Oldenburg), plädierte in seiner Osterpredigt dafür, deutlich
von der leiblichen Auferstehung Jesu Christi zu reden. Sie sei der
Garant für die zukünftige Auferstehung der Toten. In Oldenburg sagte
Janssen: „Unser Glaube an den gekreuzigten und auferstandenen Christus
ist die Hoffnung für die gemarterten Leiber und die zerrissenen Seelen.“
Wer die Hoffnung auf eine leibliche Auferstehung aufgebe, der habe
womöglich das Leid noch nicht leiblich genug erlitten. Die biblische
Lehre von einer körperlichen Auferstehung sei die einzige Hoffnung für
die Kriegszonen und die Krankenzimmer. Janssen erteilte alternativen
Erlösungsmodellen eine klare Absage: Alles andere wäre nur „die
Vertröstung auf eine vergeistigte Pseudowelt, die uns die
Religionskritik zu Recht vorwirft“. Zum Hintergrund: Die leibliche
Auferstehung ist die christliche Überzeugung, dass nicht nur die Seele,
sondern der ganze Mensch von Gott zum Leben erweckt wird.
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