Die westliche Meisterschaft
der Selbstanklage
Nach den Anschlägen von Brüssel geht alles seinen
routinierten Gang. Es gibt die frechen Cartoons und Symbolbilder, mit
denen „das Netz“ auf den Terror reagiert und die mittlerweile doch
zunehmend auch mehr hilflos als souverän wirken. Es gibt die Statements
aus der Politik, die einen Angriff auf „unsere Werte“ feststellen, die
wir aber gerade deswegen umso entschiedener Verteidigen werden.
Und vor allem gibt es die immer gleichen Versuche, Schuldige zu
suchen und Erklärungen für den Terror zu finden. Sehr beliebt ist dabei
die Warnung davor, Moslems ins gesellschaftliche Abseits zu stellen,
weil sie das radikalisieren könnte. Das ist gut gemeint, aber trotzdem
auf gleich mehreren Ebenen falsch. Genauer: dieses Denken ist Teil des
Problems, statt Teil der Lösung. Es geht damit los, dass
gesellschaftlich abgehängten Moslems damit (entschuldigend) unterstellt
wird, dass sie eben zu Terroristen werden, wenn sie von der
Mehrheitsgesellschaft nicht offen aufgenommen werden. Warum passiert das
anderen Abgehängten denn nicht? Ist das wirklich ein spezielles
muslimisches Ding, gar nicht anders zu können, als zur Gewalt zu
greifen, wenn der soziale Aufstieg nicht klappt?
In Wahrheit ist das eine rassistische Haltung gegenüber Moslem, denen
man nicht zutraut, wie zivilisierte Menschen den minimalen Konsens
einzuhalten, bitte keine Terroranschläge durchzuführen, wenn
Lebensträume platzen. Zumal schon der 11.September von Moslems
durchgeführt wurden, die alles andere als sozial abgehängt waren. Es
handelte sich um gut ausgebildete Studenten, denen beruflich die Welt
offen gestanden hätte. Wer trotzdem auf die Formel beharrt, dass soziale
Ausgrenzung und Terror zusammenfallen, will vor allem die Schuld für
den Terror beim „Westen“ sehen. Das ist natürlich bequem, denn wenn „die
Gesellschaft“ schuld ist, kann man sich in das Vertiefen, worin es der
Westen ohnehin zur Meisterschaft gebracht hat: Selbstanklage.
In Wahrheit ist die Sache relativ einfach. Nicht die (tatsächliche
oder eingebildete) soziale Ausgrenzung ist Grundlage für Terror, sondern
die erfolgreiche Verbreitung von theologisch begründetem Hass auf
Nichtmoslems. Belgien hat auf unverantwortliche Weise dem radikalen
Islam aus (unter anderem) Saudi-Arabien Tür und Tor geöffnet, saudische
Hassprediger beeinflussen seit Jahrzehnten die muslimischen Milieus in
diesem Land und auch ein Großteil der muslimischen Infrastruktur dort
wird aus Riad finanziert und gesteuert. Saudi-Arabien sieht für jeden
Verstoß gegen die Regeln des Islam drakonische Strafen vor, lässt
Homosexuelle hängen, steinigt Frauen und köpft seine Kritiker.
Saudi-Arabien ist eine Vorfeldorganisation der Hölle. Ihr zu erlauben,
sich in Belgien auszubreiten, war an Blauäugigkeit und Ignoranz kaum zu
überbieten. Belgiens Behörden und Regierungen gehören damit zu denen,
die sich einer Mitverantwortung für das Entstehen einer blutdurstigen
Islamistenszene nicht entziehen können. Man wird nicht aus Verzweiflung
zum Gotteskrieger, sondern aus Überzeugung. Und hassvolle Imame und
andere religiöse Autoritäten sorgen dafür, dass diese Überzeugungen
reifen können.
Wenn Islamisten sich zu ihren Taten bekennen, reden sie schließlich
nicht über kränkende Zurückweisungen durch die Mehrheitsgesellschaft,
sondern sie sprechen umgekehrt voller Verachtung über den dekadenten
Westen, dessen Werte sie zerschlagen wollen. Sie wollen gar nicht dazu
gehören. Ihr Ziel ist es, unsere Werte durch ihre zu ersetzen. Das ist
ein Krieg der Ideen, der von ihnen blutig ausgetragen wird. Das zu
begreifen, ist notwendig, um diesen Krieg zu gewinnen.
Von Gideon Böss ist aktuell erschienen: Deutschland, Deine Götter – Eine Reise zu Tempeln, Kirchen, Hexenhäusern
Achse des Guten
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