Als der König Anowschirwan
mit seinem Gefolge durchs Land zog, geriet er in eine einsame Berggegend, in der nicht
einmal die armseligen Hütten der Schafhirten standen. Der Koch des Königs lamentierte:
"Erhabener Sultan! Ich bin dazu da, deinen Gaumen zu erfreuen. Nun findet sich im
Küchenzelt auch nicht das kleinste Körnchen Salz, ohne das jede Speise abscheulich und
fad schmeckt. Erhabener Sultan, was soll ich tun?" Anowschirwan erwiderte: "Gehe
zurück in das nächste Dorf. Dort findest du einen Händler, der auch Salz feilbietet.
Achte darauf, dass du den richtigen Preis zahlst, nicht über das Uebliche hinaus."
"Erhabener Sultan", antwortete der Koch, "in deinen Truhen liegt mehr Gold
als irgendwo sonst in der Welt. Was würde es dir ausmachen, wenn ich ein bisschen teurer
einkaufe? Die Kleinigkeit macht es doch nicht."
Der König blickte ernst:
"Gerade die Kleinigkeiten sind es, aus denen sich die Ungerechtigkeiten der Welt
entwickeln. Kleinigkeiten sind wie Tropfen, die schliesslich doch einen ganzen See
füllen. Die grossen Ungerechtigkeiten der Welt haben als Kleinigkeiten begonnen. Geh also
und kaufe das Salz zum üblichen Preis."
(persische Geschichte)
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