Freitag, 7. Dezember 2012

Der gerechte Preis

...
Als der König Anowschirwan mit seinem Gefolge durchs Land zog, geriet er in eine einsame Berggegend, in der nicht einmal die armseligen Hütten der Schafhirten standen. Der Koch des Königs lamentierte: "Erhabener Sultan! Ich bin dazu da, deinen Gaumen zu erfreuen. Nun findet sich im Küchenzelt auch nicht das kleinste Körnchen Salz, ohne das jede Speise abscheulich und fad schmeckt. Erhabener Sultan, was soll ich tun?" Anowschirwan erwiderte: "Gehe zurück in das nächste Dorf. Dort findest du einen Händler, der auch Salz feilbietet. Achte darauf, dass du den richtigen Preis zahlst, nicht über das Uebliche hinaus." "Erhabener Sultan", antwortete der Koch, "in deinen Truhen liegt mehr Gold als irgendwo sonst in der Welt. Was würde es dir ausmachen, wenn ich ein bisschen teurer einkaufe? Die Kleinigkeit macht es doch nicht." 

Der König blickte ernst: "Gerade die Kleinigkeiten sind es, aus denen sich die Ungerechtigkeiten der Welt entwickeln. Kleinigkeiten sind wie Tropfen, die schliesslich doch einen ganzen See füllen. Die grossen Ungerechtigkeiten der Welt haben als Kleinigkeiten begonnen. Geh also und kaufe das Salz zum üblichen Preis."

(persische Geschichte)

 ....

Keine Kommentare: