Mittwoch, 5. Dezember 2012

Zion – freue dich?




Es ist das Adventslied der Deutschen, der evangelischen Deutschen vor allem: „Tochter Zion, freue dich!“ Ein verständlicher Text verbindet sich mit einer eingängigen Melodie zu einem fröhlich-festlichen Gesang. Er gehört zur Vorweihnachtszeit wie das Leuchten der Kerzen und der Duft von Tannenzweigen.
 
Ob Chorgesang im Gottesdienst oder instrumentale Konserve auf dem Weihnachtsmarkt – „Tochter Zion“ ist allgegenwärtig. Um 1825 entstanden, folgt das Lied einer Musik von Georg Friedrich Händel. Der Text stammt von Pfarrer Friedrich Heinrich Ranke.

Tochter Zion, freue dich,
Jauchze laut. Jerusalem!
Sieh, dein König kommt zu dir,
Ja, er kommt, der Friedensfürst.
Tochter Zion, freue dich,
Jauchze laut. Jerusalem!

Hosianna, Davids Sohn,
Sei gesegnet deinem Volk!
Gründe nun dein ewig Reich,
Hosianna in der Höh!
Hosianna, Davids Sohn,
Sei gesegnet deinem Volk.

Dieser Text bezieht sich auf den Propheten Sacharja, der schreibt: „Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ (Sacharja 9,9) 

Von Zion „gereinigte“ Lieder

Das ist die neue Botschaft nach Krieg, Krisen und der Katastrophe der Verschleppung vieler Juden nach Babylon: Jerusalem darf jubeln, Zion kann sich freuen. Denn der Retter kommt, der aus dem Stamm Davids, der Israel sammeln soll und zum Licht der Heiden werden wird. „Sieh, dein König kommt!“ Er kommt zum Zion. Das ist purer Zionismus . Und ist immer wieder der Aufreger. In der Diktatur der Nationalsozialisten war für das „neue“ Deutschland alles „Jüdische“ nicht zum Zeitgeist passend. „Jerusalem“ war schwierig und „Zion“ ging gar nicht. Allerhand Liedtexte wurden geändert, zur neuen Ideologie hin „gereinigt“ und von zu viel Judentum „befreit“. Bereits 1933 erschien eine Untersuchung „Über alttestamentliche Bezugnahmen im evangelischen Gesangbuch und ihre Beseitigung“ (Wilhelm Caspari. Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst, H. 7, 169-179). In den Jahrzehnten der Herrschaft der Realsozialisten in der „DDR“ wurden Liedtexte gleich komplett geändert und ersetzt. Das Fest zur Geburt Christi wurde zum „Fest des Lichtes“ und der Engel zum „Jahresendflügler“. Es passten weder alttestamentliche Bezüge noch die neutestamentliche Botschaft. Bibel und Glaube waren für die Gottlosen aller Diktaturen ein Stein des Anstoßes.

„Zion“ ist es bis heute, zumindest wenn es um „Zionismus“ und „Zionisten“ geht. Die Gemeinschaft der (Heiden-)Völker hatte Jahrzehnte ganz offiziell Zionismus als Rassismus gebrandmarkt. 1975 wurde von der UN-Vollversammlung in der Resolution 3379 der Zionismus verurteilt. 72 Staaten stimmten damals dafür, 35 Staaten stimmten dagegen, 32 enthielten sich der Stimme. Erst Ende 1991 wurde die Resolution von der UN-Generalversammlung mit 111 zu 25 Stimmen bei 13 Enthaltungen für nicht gültig erklärt.

Von Zion geprägte „Rechte“?

Doch „Zion“ ist ein Ärgernis geblieben. Israel ist bleibend das Problem für die Welt, so die Meinung der Welt. Warum eigentlich? Es geht kaum um Land. Der Staat Israel ist ein Mini-Gebiet. Es geht nicht um Bodenschätze. Israel hat „Milch und Honig“, aber kein Gold, kein Eisen, kein Öl. Jedoch hat Israel einen Gott, der auf dem Zion wohnt. Noch mehr: Er will sein Volk sammeln und er „will sie heimbringen, dass sie in Jerusalem wohnen“ (Sacharja 8,8). Politisch korrekt ist das nicht. Denn Menschen, die nach Jerusalem und nach Israel kommen, brauchen Wohnungen und ganze Siedlungen. Zionisten machen die Wüste grün, bebauen das öde Land, legen Straßen und Städte an. Sind darum Zionisten „rechts“ und „christliche Zionisten“ rechts und damit gefährlich? Weil der Gott Israels sein Volk heimbringt, ist Israel gefährlich für den Weltfrieden? So urteilt zumindest Günter Grass samt sozialistischer Sympathisanten. Deshalb lässt auch ein Kirchenpapier zum „Gelobten Land“ aufhorchen. Die verfasste Kirche sollte nicht schon wieder dem Zeitgeist folgen. Sacharja schreibt davon, dass Gott auf den Zion zurückkehren will. „So spricht der Herr: Ich kehre wieder auf den Zion zurück und will zu Jerusalem wohnen.“ Damit ist ER der Erzzionist! ER kommt zum Zion zurück. Tobt deshalb die Welt? Und ER bringt sein Volk aus der von ihm verordneten weltweiten Zerstreuung zurück – ob die wollen oder nicht. Viele Juden hatten das gelobte Land nicht als Lebensziel vor Augen. Sie wurden getrieben, gejagt und aus der Verfolgung heraus ins Land gebracht. Im EKD-Kirchenpapier heißt es: „Viele ‚christliche Zionisten‘ fördern mit politischer Lobbyarbeit und erheblichen finanziellen Mitteln die Einwanderung in das Land Israel und den Siedlungsbau in den besetzten Gebieten.“ Warum ist das rundum abzulehnen? Warum ist der „christliche Zionismus“ eine „Engführung“ biblischer Aussagen? Der Gott, der in der Bibel zu uns spricht und sich in der Geschichte offenbart, sieht es jedenfalls ganz eng. Er kommt zum Zion zurück. Tochter Zion, freue dich! Sieh, dein König kommt zu dir. Sei gesegnet deinem Volk!

Und diese Herrschaft Gottes mündet in das Heil für alle Völker. „Und so werden viele Völker, Heiden in Scharen, kommen, den Herrn Zebaoth in Jerusalem zu suchen und den Herrn anzuflehen.“ (Sacharja 8,32)

Von Egmond Prill




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