Montag, 31. Januar 2011

Die Angst vor der Islamisierung

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Mit einem Konvoi werden Deutsche aus Kairo zum Flughafen gebracht. RWE fürchtet um seine Mitarbeiter im Land. Politiker warnen vor einer Islamisierung Ägyptens und ziehen Parallelen zum Iran.

Wegen der Unruhen in Ägypten haben am Morgen 140 Deutsche Kairo in Richtung Flughafen verlassen. Der Transport sei aus Sicherheitsgründen von der Botschaft organisiert worden, berichtete eine dpa-Korrespondentin. 

Ausreisen sollen vor allem Angehörige von Diplomaten und anderen Deutschen, die in der ägyptischen Hauptstadt arbeiten. Auf dem Flughafen Kairo herrschte in den vergangenen Tagen ein dichtes Gedränge, weil viele Ausländer die Stadt verlassen wollen, es aber keine ausreichende Zahl von Flügen gibt.
 
Unterdessen startete von Frankfurt aus eine Sondermaschine der Lufthansa, um Menschen aus Ägypten auszufliegen. Der Jumbo-Jet startete kurz vor 8 Uhr nach Kairo, wie der Flughafenbetreiber Fraport und die Lufthansa mitteilten. Nach der Landung in Ägypten soll das Flugzeug am Nachmittag dort wieder abheben und zurückkehren.

Die Flugzeit zwischen der Mainmetropole und der ägyptischen Hauptstadt beträgt rund vier Stunden. Das Auswärtige Amt hatte um einen zusätzlichen Linienflug gebeten. Unklar ist noch, wann die Maschine im Tagesverlauf wieder in Frankfurt ankommen wird.

Angst vor Islamisten
Angesichts der dramatischen Zustände in Ägypten warnen deutsche Politiker zunehmend vor einer Machtübernahme durch islamische Fundamentalisten. Der Bild-Zeitung sagte der außenpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Philipp Mißfelder (CDU): «Wofür die Opposition in Ägypten eigentlich steht, ist derzeit völlig unklar. Es ist fraglich, ob nicht die Moslem-Bruderschaft oder andere Islamisten von den Protesten profitieren - und das Land in eine andere Richtung steuern, als wir es wünschen.» 
  
Der FDP-Bundestagsabgeordnete und Außenpolitiker Bijan Djir-Sarai sagte der Zeitung: «Ich befürchte, dass fundamentalistische Kräfte die Situation ausnutzen. Sie könnten Ägypten in die falsche Richtung lenken. Djir-Sarai zog einen Vergleich mit der Situation im Iran. Die Bilder aus Kairo erinnerten an den Sturz des persischen Schahs 1978, sagte der FDP-Politiker. Danach hätten islamistische Fanatiker die Macht im Iran übernommen.

Auch die Grünen zeigen sich angesichts der Entwicklung in Ägypten tief besorgt. Der Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Jürgen Trittin, sagte dem Blatt: «Je schneller Ägypten zu Demokratie, wirtschaftlicher Entwicklung und sauberer Regierung zurückfindet, umso schlechter sind die Chancen für Islamisten. Deshalb ist eine zügige Machtübergabe Mubaraks an eine neue, demokratisch gewählte Regierung dringend notwendig.»

Schwere Vorwürfe gegen USA und EU
Der SPD-Außenexperte Niels Annen erhebt vor dem Hintergrund der anhaltenden Demonstrationen gegen das Regime von Ägyptens Präsident Husni Mubarak schwere Vorwürfe gegen die internationale Gemeinschaft. «Das Glaubwürdigkeitsproblem des Westens besteht nicht darin, mit Mubarak zusammengearbeitet zu haben, sondern in der Tatsache, dass die USA und die EU es zugelassen haben, dass Mubarak alle politischen Alternativen zu seiner Herrschaft brutal unterdrückt hat», sagte das SPD-Bundesvorstandsmitglied dem Handelsblatt Online.

Deutschland müsse sich daher «eindeutig» für die Demokratie am Nil einsetzen, sagte Annen und fügte hinzu: «Denn eine ambivalente Haltung des Westens schadet nicht nur dem Demokratisierungsprozess in Ägypten, sondern auch unserem eigenen Ansehen in der Region.»

RWE fürchtet um seine Mitarbeiter
Der Energiekonzern RWE hat angesichts der Unruhen in Ägypten Mitarbeiter aus dem Land ausgeflogen. Rund 90 Personen - Kollegen mit ihren Familien - seien mit einer Chartermaschine am frühen Morgen in Hamburg gelandet.

Das sagte eine Sprecherin der Öl- und Gasfördertochter Dea. Die Produktion gehe aber weiter. RWE-Dea beschäftigt rund 140 Mitarbeiter in seiner ägyptischen Landesgesellschaft. Hinzu kommen 1100 Beschäftigte im Gemeinschaftsunternehmen Suez Oil. Nach Angaben der Sprecherin sind es vor allem Ägypter.

Den Mitarbeitern sei am Wochenende angeboten worden, nach Europa zu fliegen. «Wir haben eng mit dem Auswärtigen Amt zusammengearbeitet», sagte die Sprecherin. Zudem musste eine Sonderflugerlaubnis für Hamburg beantragt werden, wo die Maschine am Montagmorgen gegen 1.30 Uhr landete.

Die Beschäftigten, die im Land geblieben sind, befänden sich an sicheren Orten. «Wir beobachten die Situation sehr genau», sagte die Sprecherin. Die Anlagen seien geschützt und befänden sich außerhalb der großen Städte.

RWE-Chef Jürgen Großmann hatte sich zuvor in der Süddeutschen Zeitung besorgt über die Situation in Ägypten geäußert. «Das hat uns alle überrascht», sagte der Vorstandschef. Einen Rückzug aus dem Land schloss Großmann aus, es handele sich um ein langfristiges Engagement: «Wir sind da und wir bleiben da.» 

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