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7. Januar 2011
„Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage. Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ - „Denn die kleine Last unserer gegenwärtiger Not schafft uns in maßlosem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit“ (2Kor.12:10 – 4:17)
Bei dem Danksagungsgebet, mit dem wir in der koptischen Kirche alle Gebete anfangen, sagen wir: „Wir danken dir für jeden Zustand, in jedem Zustand und wegen jedes Zustandes“. Das sind keine leeren Worte. Denn wir danken dem Herrn, Jesus Christus, für alles, was er uns gibt. Jedoch sollen wir nicht vor lauter Trauer und Verbitterung vergessen, warum Gott uns hin und wieder mal erlaubt, sein Kreuz für kurze Momente zu tragen. Mit den Augen eines gläubigen Menschen kann man besser verstehen, dass alles zum Wohl und Aufbau führt.
Auf Schnelle zählen wir die Gewinne durch die grauenvollen Massaker an den Kopten auf:
{1} Die Märtyrer sind bei ihrem Schöpfer und erlangten eine Ehre, um die ich sie wirklich beneide. Als Sohn des Klosters des überragenden Heiligen Mina hätte ich gern diese Ehre gehabt, die den 23 Märtyrern zuteil wurde. Sie wurden in einem für sie persönlich errichteten Mausoleum beigesetzt. Das ist die größte Ehre, von der jeder gläubige Kopte träumen kann.
{2} Fast jedem Kopten ist es bekannt, dass das Blut der Märtyrer die Saat der Kirchen ist. Die koptische Kirche wird die Kirche der Märtyrer genannt. Der koptische Kalender wird nach den Märtyrern benannt. Als Alexandriner kann ich über eine Stadt namens Damanhur berichten, die bei Alexandria (Bundesland Behira) liegt. Der ursprüngliche Name lautet: „Dam = Blut … Nehur = Flüsse“. An einem einzigen Tag wurden 30,000 Kopten enthauptet, sodass ihr Blut das Schienbein der Soldaten erreichte. Die Überlieferung durch unsere Kirchenväter erzählt uns von unzähligen Beispielen. Mit diesem Blut und wegen ihm blieb die koptische Kirche bis jetzt stark. Die Verfolgung schweißt die Gläubigen zusammen und treibt sie in den Schoß Christi. Sie knien sich vor seinem Kreuz nieder und finden dort Ruhe und Frieden. Danach gehen sie auf Straßen und bekennen, dass sie trotz allem Christen sind.
{3} Das Blut der Märtyrer führte alle in die Kirchen, wo alle Konfessionen gemeinsam gebetet haben. Heute rief mich ein protestantischer Pastor an und teilte mir mit, dass die Protestanten seit dem Angriff auf die Kopten in Talibya am 24.11.2010 Gebetskreis pflegten: nur Gebet und Fasten. Keiner redet mehr über den Unterschied zwischen Protestanten und Orthodoxen. Alle sind nur Christen, Kinder Gottes und Glieder des einen Leibes Jesu Christi.
{4} Das Blut der Märtyrer ließ die Regierung Mubaraks den sechsten Januar für einen Feiertag erklären, an dem ich als Student immer Prüfungen schreiben musste und nicht richtig feiern konnte. Manchmal mussten wir am Weihnachtsfest oder Osterfest Prüfungen schreiben. Noch besser: Zum ersten Mal in der Geschichte der langjährigen Koptenverfolgung bezeichnet das islamische Ägypten die Opfer vom 01.01.2011 als „Märtyrer“. Früher nannte man unsere Märtyrer „Tote, Verunglückte oder Opfer“. Märtyrer sind nur die Palästinenser, die von den verhassten jüdischen Besatzern getötet werden. Märtyrer sind die Moslems im Irak, Afghanistan und Tschetschenien. Das hört man in den staatlichen Fernsehsendern und auf allen ägyptischen und arabischen Kanälen. Jetzt heißt es überall: Die koptischen Märtyrer!
{5} Das Blut der Märtyrer öffnete vielen die Augen. Die Moslems weltweit grübeln und denken intensiv nach, ob ihr Glaube richtig sei. Es kann doch nicht angehen, dass von Gott, der die Christen so friedlich und liebevoll macht, diese Hassverse stammen. Allein in Ägypten kommen Millionen zum Herrn, und viele können vor lauter Angst vor Folter und Eliminieren ihren christlichen Glauben nicht zeigen. Wenn es in den arabisch-islamischen Ländern einen Hauch von Religionsfreiheit gäbe, würden Abermillionen dem Islam den Rücken kehren. Denn die Terroristen, die wahren Moslems, hinter denen jeder gläubige Moslem steht, haben geschafft, was alle Islamkritiker seit jeher nicht geschafft haben. Die ganze Welt hat das wahre Gesicht des Islam wahrgenommen und die Moslems selbst fingen an, die Karten neu zu mischen. Daher bedanken wir uns bei allen islamischen Terroristen, die die ganze Arbeit leisteten.
{6} Das Blut der Märtyrer zeigte, wie stark die Kopten sind, die sich nicht unterkriegen lassen. Während der Trauerfeier im Kloster des Heiligen Mina, während der Presskonferenz im Kairoer Dom und während der Weihnachtsmesse mit seiner Heiligkeit haben die Kopten ihre Wut gezeigt. Als Papst Schenuda „nur“ dem ägyptischen Präsidenten dankte, dass er seine Söhne Gamal und zum ersten Mal Alaa schickte, damit sie den Kopten zur Geburt Jesu Christi gratulieren, blieb die Kathedrale mäuschenstill. Niemand klatschte wie üblich. Alle taten so, als ob keiner von den Repräsentanten anwesend wäre. Die Kopten zeigten sowohl in Ägypten als auch im Ausland, dass sie sich nicht einschüchtern lassen. Überall hörte und las man: „Mit leib und Seele verteidigen wir das Kreuz … Ich werde gern mit Jesus seinen Geburtstag als Märtyrer feiern“. Bis jetzt protestieren die Kopten in Ägypten und weltweit.
{7} Es gibt einfach keine Zeitung, Nachrichtenagentur, keinen Fernseh- oder Radiosender, die nicht über die Märtyrer schrieb. Tagelang berichten alle Medien in der ganzen Welt über das Leid der Kopten, wobei sie in der Vergangenheit auch herumwühlten. Man berichtete auch über den islamischen Terror und seine Drohungen an den Kopten in den meisten Ländern der Welt (auch in Kanada und USA, nicht nur in Europa). Plötzlich finden die Politiker in allen Ländern zu unseren Kirchen. Jede Menge Menschen zeigen Solidarität. Die Menschen, die nie zuvor etwas über die koptische Kirche gehört haben, besuchen unsere Seiten und informieren sich über die Christen- und Koptenverfolgung. Die Kopten sind doch das Thema der Stunde.
{8} Das Blut der Märtyrer lässt einen Sünder, wie mich, in Gebet versinken und das lebendige Wort Gottes lesen. Man erinnert sich an den Gerechten Hiob und seinen berühmten Satz zu seiner Frau: „Nehmen wir das Gute an von Gott, sollen wir dann nicht das Böse annehmen“ (Hiob 2:10)? Im Endeffekt ist das, was geschah, nicht Böse, weil „alles zum Guten führt“ (Röm.8:28). Lasst uns zu Christus beten, dass er unsere Augen öffnet, damit wir sehen können, wie herrlich sein Plan für jeden von uns ist. Er will uns den Segen erlauben, um seines Namens willen das Kreuz zu tragen. Und er will die verlornen zu sich holen. Jeder verirrte Sohn wurde niemals vergessen und der Himmel frohlockt, wenn ein Sünder Buße tut.
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