Mittwoch, 5. Januar 2011

Kirsten Heisig wollte in die Politik: Motiv für einen Mord?


Die Hintergründe von Kirsten Heisigs »Selbstmord« werden immer dubioser. Jetzt brachte sie der Berliner Stadtverordnete René Stadtkewitz als geplante Galionsfigur für seine neue islamfeindliche Partei ins Spiel. Doch wollte sie das wirklich werden? Oder eben gerade nicht? Lesen Sie den Bericht von Gerhard Wisnewski …
Die angeblich durch Selbstmord gestorbene Jugendrichterin Kirsten Heisig hatte nicht nur zwei Kinder. Sie war nicht nur erfolgreich im Beruf. Sie gestaltete nicht nur die deutsche Rechtsprechung mit. Sie stand nicht nur vor der Veröffentlichung ihres Buches Das Ende der Geduld. Darin schrieb sie nicht nur, dass Deutschland die von ihr angeschobene Debatte aushalten werde, sondern »mich auch«. Und trotzdem soll sie plötzlich Selbstmord begangen haben.
Dabei hatte Kirsten Heisig in Wirklichkeit noch viel brisantere Zukunftspläne. Wie bereits auf meiner DVD Geheimsache Selbstmord vermutet, wollte Kirsten Heisig tatsächlich in die Politik gehen. Jedenfalls, wenn man dem Berliner Stadtverordneten René Stadtkewitz glaubt. Demnach spekulierte Heisig nicht auf eine Karriere in einer etablierten politischen Partei, sondern wollte zusammen mit dem aus der CDU ausgeschiedenen Berliner Abgeordneten Stadtkewitz eine Partei gründen. Das erzählte Stadtekwitz jetzt zumindest dem Spiegel (Nr. 1/2011).
»Die Freiheit« (http://www.diefreiheit.org/) soll die Partei heißen – eine »Bürgerrechtspartei für mehr Freiheit und Demokratie«. Laut eigener Website wurde die Partei nach Heisigs Tod »im Herbst 2010 vom Berliner Abgeordneten René Stadtkewitz gegründet. Die Partei tritt zunächst zur Berliner Abgeordnetenhauswahl im Herbst 2011 und später bundesweit an.« Für den Wahlkampf hätte Stadtkewitz »gern ein Zugpferd« gehabt, »ein prominentes Gesicht«, schreibt der Spiegel. Was damals niemand ahnte: Dieses Zugpferd sollte laut Stadtkewitz die Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig sein, die offen auf die Probleme mit ausländischen Jugendlichen Straftätern hingewiesen hatte.

Zugpferd für islamfeindliche Partei

Wozu man die kompetente Jugendrichterin benutzen wollte, wird bei weiterem Stöbern auf der Website der Partei »Die Freiheit« auch schnell klar: »Zusammen mit anderen islamkritischen Parteien aus ganz Europa« habe man am 7. Dezember 2010 in Israel die »Jerusalemer Erklärung« abgegeben. In diesem Text wird denn auch die Katze aus dem Sack gelassen. Von Israel aus formuliert »Die Freiheit« gemeinsam mit der österreichischen FPÖ, der belgischen Vlaams Belang und den Schwedendemokraten die eigentliche Stoßrichtung. Man sieht sich als ideologische Speerspitze gegen den Islam: »Nachdem die totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts überwunden wurden, sieht sich die Menschheit gegenwärtig einer neuen weltweiten totalitären Bedrohung ausgesetzt: dem fundamentalistischen Islam.«
Zwar respektiert man »grundsätzlich … jedes Volk, jede Kultur und jede Religion«. Aber der Islam sei »ein totalitäres System mit dem Ziel der Unterwerfung der Welt«. Die muslimische Religion habe die absolut notwendige historische Entwicklungsphase der Aufklärung noch nicht durchlaufen.
Ganz anders Israel, von wo aus diese »Jerusalemer Erklärung« abgegeben wurde. Israel sei die »einzige wirkliche Demokratie im Nahen Osten«. Die neue deutsche Partei betrachtet sich als »Teil des weltweiten Kampfes der Verteidiger von Demokratie und Menschenrechten gegenüber allen totalitären Systemen und deren Helfershelfern. Damit stehen wir an vorderster Front des Kampfes für die westlich-demokratische Wertegemeinschaft.«
Damit konzipiert sich »Die Freiheit« als Kampfpartei in der Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Islam, insbesondere vermutlich mit dem Iran – wofür nun deutsche Wähler eingespannt werden sollen. Denn der Iran steht nun mal definitiv auf der westlichen und israelischen Speisekarte.
So ist es denn auch kein Zufall, dass bei der Gründungsversammlung als einziger »Journalist« ausgerechnet der berüchtigte Islamkritiker und Pentagon-Mitarbeiter Daniel Pipes zugelassen war. »Ich war in der Stadt, daher lud die Parteiführung mich als einziges Nichtmitglied der im Entstehen begriffenen Partei ein, um ihre Gründungsversammlung mitzuerleben und darüber zu berichten«, schreibt Pipes auf seiner Website.

Pentagon-Mitarbeiter bei der Parteigr

Daniel Pipes bei der Gründung einer deutschen Partei? Ein Witz: Pipes ist ein militärischer Propagandastratege und wichtiger Scharfmacher im Konzept des »Kampfes der Kulturen«. Pipes ist nicht nur Direktor des Middle East Forum und Kolumnist der Jerusalem Post, sondern er lehrte laut eigener Website auch an der Kriegsakademie der US Navy, dem US Naval War College. Außerdem war er »in verschiedenen Funktionen im Außen- und Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten« tätig. So sei er auch Mitglied der Special Task Force on Terrorism and Technology des Pentagon. Pipes war auch Mitunterzeichner eines Briefes des berüchtigten Kriegstreibernetzwerkes Project of a New American Century (PNAC) an Präsident Bush zum Thema »Israel, Arafat und der Krieg gegen den Terror«. Das PNAC gilt manchen als ideologischer Ausgangspunkt der Anschläge des 11.9.2001 und des anschließenden Krieges gegen den Islam.
Und natürlich ist die ständige islamfeindliche Propaganda Teil der Kriegsvorbereitungen, zurzeit namentlich gegen den Iran. Pipes lobt »Die Freiheit« als »eine politische Partei, die der Islamisierung Widerstand leistet und Israel unterstützt«. Die Partei spreche »freimütig über den Islam, Islamismus, islamisches Gesetz und Islamisierung«, freut sich der Pentagon-Mitarbeiter. Schließlich liege »Deutschland deutlich hinter den meisten europäischen Ländern mit großer muslimischer Bevölkerung zurück, was das Hervorbringen einer Partei angeht, die sich gegen die Islamisierung stemmt«. Außerdem, so Pipes, gebe »Die Freiheit« Israel »robuste Unterstützung« und sei »als massenkompatibel« konzipiert worden. »Sollte sie Erfolg haben, könnte sie die Politik in Europas einflussreichstem Land verändern.« »Massenkompatibel« heißt: Die Partei soll auf der Welle des allgemeinen Unmuts über die Migranten-Probleme schwimmen und möglichst viele Deutsche für die Sache Israels und des Pentagons ins Boot holen.

Mysteriöser Todesfall im Umfeld der Parteigründung

Da fragt man sich natürlich: Was hatte Kirsten Heisig in dieser Partei zu suchen?
»Am liebsten würde Stadtkewitz zurückgezogen im Hintergrund arbeiten, die Partei aus der zweiten Reihe führen. So war es auch eigentlich mal geplant«, schreibt der Spiegel in seiner neuesten Ausgabe: »Ich wollte die Partei zusammen mit Kirsten Heisig aufbauen. Sie sollte das Gesicht werden, ich der Organisator. Als ich aus der CDU austrat, lernten wir uns kennen, und sie sagte: ›Wenn du was Eigenes aufbaust, René, dann sage ich nicht nein.‹ Wir trieben die Sache voran, trafen uns, planten«, sagte Stadtkewitz laut Spiegel. »Aber dann passierte dieses tragische Unglück.«

Ein »tragisches Unglück«? Da fragt man sich: Ist das nun die Meinung von René Stadtkewitz, des Pentagon oder des US Naval War College? Sagt Stadtkewitz über Heisigs angeblich geplante Rolle überhaupt die Wahrheit? Oder hatte Heisig vielleicht auch Probleme mit den merkwürdigen Hintergründen der angehenden Partei? Schließlich entsteht hier der Eindruck, dass Heisig für die Kriegspropaganda der Vereinigten Staaten eingespannt werden sollte. Ob sie da etwa nicht mitziehen wollte, ist natürlich reine Spekulation. Und dass sie etwa deswegen sterben musste, erst recht. Sicher ist nur, dass die Gründung dieser Partei damit bereits von einem mysteriösen Todesfall überschattet wird …


Quelle
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